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Über 100 Fachleute der Bauwirtschaft diskutierten mit Vertretern des Maschinenbaus Chancen, die sich durch BIM ergeben.

Dadurch können Bauwerke planbarer, sicherer und kostengünstiger im späteren Betrieb werden.
Die Digitalisierung macht es möglich, dass die Bauwirtschaft und die Gebäudetechnik effizienter zusammenarbeiten. Voraussetzung dafür ist, dass jede Seite versteht, wie die andere arbeitet. Der VDMA hatte deshalb am 19. März die BIM-Cluster Hessen und Rheinland-Pfalz zu einem umfassenden Gedankenaustausch nach Frankfurt eingeladen. „Wir wollten die Wertschöpfungsketten-Akteure miteinander in Kontakt bringen“, sagte Dr. Thomas Schräder, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbands Allgemeine Lufttechnik. Über 100 Fachleute der Bauwirtschaft waren der Einladung gefolgt, um mit Vertretern des Maschinenbaus die Möglichkeiten zu diskutieren, die sich durch BIM ergeben.

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Dr. Thomas Schräder, Geschäftsführer Fachverband Allgemeine Lufttechnik im VDMA und Ansprechpartner BIM, VDMA-Forum Gebäudetechnik

„Aus unseren Produkten entsteht beim Einbau in Gebäuden ein komplexer, oft automatisierter Technologieverbund. Architektur und Gebäudetechnik besser in einer frühen, das heißt, parallelen Planungsphase aufeinander abzustimmen, wäre ein herausragender Gewinn bei der Anwendung digitaler Methoden wie BIM“, sagte Dr. Schräder. Die Wertschöpfungsketten des Maschinen- und Anlagenbaus seien bereits sehr gut aufeinander abgestimmt. Von Komponenten bis Gesamtanlagen finde auf allen Ebenen Optimierung in Bezug auf Qualität, Sicherheit und Energieeffizienz statt. „Diese DNA des Maschinenbaus gilt es beim Eintritt in die Wertschöpfungskette Bau mitzunehmen“, sagte der VDMA-Geschäftsführer. Aus diesem Grund engagiert sich der VDMA in den beiden BIM-Clustern. In Hessen sitzt Dr. Schräder auch im Vorstand.
Für Eberhard Dux, technischer Leiter der Planungsgruppe M+M AG aus Böblingen, ist BIM die Zukunftsmethode im Bauwesen schlechthin. „BIM ist nicht nur Software. BIM bedeutet vielmehr, dass alle Projektbeteiligten lernen, anders miteinander umzugehen“, sagte er. Dux zeigte sich überzeugt, dass sich offene Systeme gegenüber geschlossenen Systemen zukünftig durchsetzen werden. „Die durchgehende Digitalisierung in der Projektierungs-, Planungs-, Bau- und Betriebsphase bietet perspektivisch erhebliche Effizienzpotenziale bei größeren Bauvorhaben. Hierdurch wird eine neue Qualität der Zusammenarbeit am Projekt ermöglicht“, sagte Dux voraus. Konkret bedeute BIM die Chance, dass alle Seiten kollisionsfrei an einem Projekt arbeiten können und zwar schon von Beginn an. Gerade in der technischen Gebäudeausrüstung (TGA) bringe BIM erhebliche Erleichterungen. Aktuell befinde man sich in einem Lernprozess, der mit jedem Projekt voranschreite.
Messbare Einsparungen
Das im Rohbau fertige neue Klinikum Frankfurt Höchst wurde sowohl in der Planungs- als auch in der Bauphase mit BIM realisiert. Auch der spätere Betrieb wurde mit BIM simuliert – mit messbaren Erfolgen. „Die in der Planung simulierten und berechneten Werte für das Raumklima zeigen mittels Gebäudesimulationsprogramm für die annähernd 3.000 Räume in der Betreiberphase eine Abweichung unter 10 Prozent“, sagte Stephanie Lorey von der am Projekt beteiligten wörner traxler richter Planungsgesellschaft, die schon 80 Prozent ihres Umsatzes mit BIM-Projekten erwirtschaftet.
Bei der gemeinsamen Planung gibt es aber auch noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Eine davon nannte David Tocü von der Inviscotec / brendel Ingenieure GmbH, Mitbeteiligte am Projekt Klinikum Frankfurt-Höchst: „So kann beispielsweise der vom Architekten an die TGA übermittelte Plan derzeit noch nicht für die Eingabe von TGA-Informationen verwendet werden. Häufig ist eine erneute Planungszeichnung für dessen Gewerke erforderlich.“ Wichtig sei aber nicht nur das reibungslose Funktionieren, sondern gegenseitiges Vertrauen aller Projektbeteiligten.
BIM erfordert auf Bauherrenseite viel Disziplin im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren. Die anfangs sehr viel intensivere Auseinandersetzung mit dem Gebäude zahlt sich jedoch aus, sind die Planer des Klinikums Frankfurt-Höchst überzeugt. „Planungsfehler werden vermieden. Darüber hinaus ermöglicht BIM erhebliche Einsparungen in der Betriebsphase“, erklärte Lorey.

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Dr. Jan Pomplun, CDO Berliner Luft. Technik GmbH, Berlin

Auch bei Herstellern von Gebäudetechnik ist BIM ein wichtiges Thema, gilt es doch, den Planern BIM-kompatible digitale Produktdaten zur Verfügung zu stellen. Der Lüftungs- und Klimatechnikanbieter Berliner Luft schuf eigens eine interne zentrale Stelle für Digitalisierung. „Das hat die Geschäftsführung entschieden, weil sie die Wichtigkeit und Zukunftsfähigkeit erkannt hat“, sagte Dr. Jan Pomplun, der diese Stelle als Chief Digital Officer leitet. „Der digitale Zwilling ist ein Zukunftsthema und in Verbindung mit BIM eine spannende Entwicklung innerhalb der digitalen Transformation“, berichtete Pomplun. Hiervon bleibe auch die Lüftungs- und Klimatechnik der Berliner Luft nicht unberührt, deshalb gehe man das Thema forciert an.
BIM dem Nachwuchs nahebringen
„Das Wichtigste bei BIM ist, die gesamte Wertschöpfungskette mitzunehmen und alle Akteure frühzeitig einzubinden“, fasste Dipl.-Ing. (FH) Wilhelmina Katzschmann als Sprecherin des BIM-Clusters Rheinland-Pfalz die Diskussion zusammen. Denn BIM werde das Bauen nachhaltig beeinflussen. Es sei deshalb nötig, ein Netzwerk aufzubauen, in dem sich alle Beteiligten austauschen können. Wichtig sei es auch, den beruflichen Nachwuchs früh mit BIM bekannt zu machen. Positiv bewertete sie daher, dass zum Treffen in Frankfurt auch eine Gruppe von Studenten der Fachrichtungen Bauingenieurwesen, Bauwirtschaft und Baubetrieb der TU Kaiserslautern gekommen war. Anstatt ein Blockseminar zum Thema BIM zu veranstalten, hatte ihr Dozent seine Studenten nach Frankfurt mitgenommen, damit sie dort vom praktischen Erfahrungsaustausch lernen können.
http://alt.vdma.org/

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