Spätestens, seitdem bekannt ist, welchen Einfluss eine gute Lüftung auf die Infektionsausbreitung in Räumen hat, hat das Thema eine hohe Brisanz. Insbesondere die Schullüftung steht dabei im Mittelpunkt des Interesses. Laut Fachverband Gebäude-Klima (FGK) e.V. machen sich auf der Suche nach schnellen Lösungen auch dubiose Anbieter breit. Deshalb warnt der FGK vor scheinbar einfachen und billigen Lösungen. Für Furore sorge im Moment eine Schullüftungs-anlage, die ein Sachverständiger aus Hessen kritisch als „Regenschirmlüftung“ bezeichnet und für inakzeptabel hält, da sie nicht den geltenden Regelwerken entspreche und für öffentliche Gebäude und Schulen nicht zulässig sei. Erstaunlich sei zudem, dass dieses System ausgerechnet von einem anerkannten Forschungsinstitut entwickelt wurde und angepriesen wird.
Bei dem System, erstellt aus Materialien aus dem Baumarkt, werden über den Tischen im Klassenzimmer „Schirme“ aufgehängt, die über Rohre mit einem zentralen Abluftrohr verbunden werden. Ein Ventilator am Ende des zentralen Rohrs soll die belastete Raumluft nach außen befördern. FGK-Geschäftsführer Günther Mertz sieht dieses Konstrukt insbesondere im Hinblick auf die nachströmende Außenluft kritisch: „Eine leichte Kippung eines Fensters, wie es in einer Presseverlautbarung heißt, dürfte kaum den für die Minimierung des Infektionsrisikos erforderlichen Luftwechsel sicherstellen. Insofern disqualifiziert sich das System selbst. Ein Nachweis über die Luftwechselrate fehlt ebenso wie Angaben zum Volumenstrom“.
Wissenschaftler des Hermann-Rietschel-Instituts (HRI) der TU Berlin und der RWTH Aachen hätten unzweifelhaft nachgewiesen, dass für die Verringerung der Infektionsgefahr im Raum ein ausreichender Luftwechsel sichergestellt werden muss. Nur so könne für die erforderliche Verdünnung der Aerosolbelastung gesorgt werden. Über das ganze Jahr betrachtet, also auch in den kalten Wintermonaten, könne dies nur durch eine mechanische Lüftung gewährleistet werden.