Beim technischen Dienstleister Imtech sollen die Strukturen gestrafft werden.

Beim technischen Dienstleister Imtech sollen die Strukturen gestrafft werden.

Laut Gerard van de Aast, CEO von Imtech, erfordern „die jüngsten Entwicklungen in Polen und Deutschland und die damit verbundenen Wertberichtigungen eine Verbesserung der Qualität und Effektivität unserer Unternehmenskontrollen. Auch unserer Finanzstruktur hat es offensichtlich an Stabilität gefehlt. Wir haben Maßnahmen eingeleitet, um diese Schwachstellen zu beheben. Mit der parallelen Stärkung unseres Eigenkapitals schaffen wir eine solide Grundlage für die Zukunft.“ Die Bezugsrechtsemission wird von den niederländischen Finanzinstituten ING und Rabobank als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners in vollem Umfang zugesichert. Der Großaktionär ING AM Insurance Companies der Imtech N.V. unterstützt diese Emission im Verhältnis zu ihren Aktienanteilen von 5,19 %. Der Großaktionär hat versichert, dieser Bezugsrechtsemission in der kommenden Aktionärsversammlung zuzustimmen. Die Erlöse aus der Bezugsrechtsemission werden ausschließlich zum Abbau von Schulden verwendet und sollen die Bilanz stärken. Die Emission muss von den Aktionären genehmigt werden.

Nach Unternehmensangaben verlaufen die am 4. Februar 2013 bekannt gegebenen Beratungen mit den Kreditgebern von Imtech konstruktiv. Imtech geht künftig von einem Verschuldungsfaktor für die durchschnittliche Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA von 1,5 bis 2,0 aus. Darüber hinaus soll genügend finanzieller Spielraum zur Verfügung stehen, um jahreszeitlich bedingte Anforderungen an Arbeitskapital sowie unvorhergesehene Belastungen finanzieren zu können. Auf Basis dieser Grundsätze und dem geplanten Schuldenabbau werde Imtechs Finanzstruktur stabiler und konservativer. Mit ING und Rabobank wurde für 2013 ein Überbrückungskredit in Höhe von 500 Mio. Euro vereinbart. Von diesem Betrag sind 300 Mio. Euro sofort verfügbar und die weiteren 200 Mio. Euro nach einer Übereinkunft mit den Hauptkreditgebern. Die Finanzierung dient als zusätzliche Sicherheit zu den bestehenden Krediten und wird, sofern erforderlich, für die Absicherung von normalen und saisonal üblichen Schwankungen des Arbeitskapitals verwendet.

Aufgrund der vermuteten Unregelmäßigkeiten im Projektgeschäft in Polen leitete Imtech ein Ermittlungsverfahren ein und suspendierte die Geschäftsführung in Polen. Dieses Ermittlungsverfahren läuft und wird voraussichtlich noch mehrere Wochen andauern. Die vorläufigen Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass die Abschreibungen in Polen sich auf rund 150 Mio. EUR (vor Steuern) belaufen werden. Diese Abschreibungen stehen in Zusammenhang mit dem Projekt Adventure World Warschau sowie mit weiteren Projekten in Polen.

Nach dem Ausscheiden des Geschäftsführers Deutschland sowie des Leiters des Finanzwesens und eines weiteren Mitglieds der Geschäftsleitung von Imtech Deutschland wurde die neue Geschäftsleitung in Deutschland mit Bewertungsproblemen bei laufenden Projekten und bestehenden Forderungen in Deutschland konfrontiert. Eine Schätzung kommt zu dem vorläufigen Ergebnis, dass eine Abschreibung von rund 150 Mio. Euro (vor Steuern) in Deutschland erforderlich sein wird. Die Abschreibung betrifft eine Wertberichtigung von Altforderungen, eine niedrigere Schätzung in Bezug auf unfertige Leistungen und Projektverluste, die laut Imtech ohne stichhaltigen Grund auf künftige Rechnung vorgetragen wurden. Die strukturelle Profitabilität des deutschen und osteuropäischen Geschäfts wird in Höhe einer EBITA-Marge von 4 bis 6 % erwartet. In der Vergangenheit wurde eine höhere Zielmarge für Deutschland und Osteuropa verfolgt.

Angesichts der notwendigen Stärkung seiner Bilanz verfolgt Imtech nicht weiter die für 2015 angestrebten Ziele für Umsatzerlöse und Margen. In den Jahren 2013 und 2014 soll in sämtlichen Unternehmenseinheiten der Fokus auf eine Verbesserung der operativen Geschäftsabläufe und Prozesse Vorrang haben. Schwerpunkte sind dabei die Verbesserung des Projektmanagements sowie des Working Capital und Cash Managements. Auch organisches Wachstum soll ein wichtiger Faktor sein. Imtech plant keine weiteren Akquisitionen in diesen Jahren. Ab 2015 soll Imtech wieder aktiv eine Akquisitionsstrategie verfolgen. In den Wachstumsmärkten, in denen Imtech agiert, liegen aus Unternehmenssicht neben organischen Wachstumspotenzialen weiterhin attraktive Chancen durch Akquisitionen.

Weiterhin soll das bestehende dezentrale Managementmodell von Imtech das Fundament des Unternehmens sein. Aus den jüngsten Entwicklungen in Polen und Deutschland schließt Imtech, dass eine Stärkung der Qualität und der Effektivität der operativen Kontrollmechanismen und Corporate-Governance-Prozesse erforderlich ist. Dabei geht es um klarer definierte Autorisierungs- und Kompetenzstrukturen, konsequentere Projektsteuerung und Projektkontrollmechanismen sowie die Stärkung der Finanz- und der Berichtsprozesse. Die Verantwortlichkeiten des Konzernvorstands werden um operative Bereiche erweitert; die Zahl der Vorstandsmitglieder soll deswegen erhöht werden. Auf der Jahreshauptversammlung wird Imtech konkretere Informationen hierzu bekannt geben.

In Abstimmung mit dem Aufsichtsrat sollen die Ziele der Geschäftsleitung sowie die damit verbundenen variablen Vergütungskomponenten neu festgesetzt werden. Die Vergütungssysteme und Ziele werden mit dieser Strategie in Einklang gebracht. Der operativen Umsetzung von Unternehmensabläufen soll künftig noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, hier insbesondere dem Projekt-Management, Working Capital sowie der Schaffung von liquiden Mitteln. Dies soll bei der Bemessung der variablen Vorstandsvergütung berücksichtigt werden. Für das Jahr 2012 sollen die Vorstandsmitglieder keine variable Vorstandsvergütung erhalten.

Für das Jahr 2012 wird voraussichtlich keine Dividende gezahlt. Die Ausschüttungen sollen „so bald wie möglich“ wieder aufgenommen werden. Die Veröffentlichung des Jahresabschlusses für das Jahr 2012 ist von den Ergebnissen der Untersuchungen in Polen und Deutschland abhängig. Bis Ende April 2013 soll der Jahresabschluss erstellt werden. Die Jahreshauptversammlung der Aktionäre werde sechs bis acht Wochen danach stattfinden.

www.imtech.de

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